Aneckdötchen
Knochenwetter Stephan Rodefeld 12.2008
Der Blick aus dem Fenster ist trübe. Kalte Feuchtigkeit wird durch die Nackenmuskulatur ins Innere gesogen. Depressiver Gedanken'niesel' sickert in das Bewusstsein und nistet sich neben dem rechten Schulterblatt ein. Wer auch immer den Monat November am Anfang mit einer Verneinung, 'No'vember, versehen hat, wusste wohl kaum wie recht er daran tat, ihn so zu kennzeichnen. Messer in der Schulter. Messer im Arm. Messer in der Hand. Bandscheibe vor!
Vier Wochen Dauerschmerz lassen einen an die Endlichkeit glauben. Das Dasein reduziert sich auf das Maximum der eigenen Existenz und die ritualisierten Wertigkeiten des Alltags beginnen 'Reise nach Jerusalem' zu spielen. Munter purzelt das Thema 'Überziehungskredit' aus dem Rennen um die wahren Plätze, dicht gefolgt von den Gedanken an eine ansprechende Motorisierung als Fortbewegungsmittel. Auch die Frage: "Lamm oder Huhn? Was sollen wir denn heute essen?", verliert ungefragt seinen Sitzplatz, während sich der Dauerbrenner, ist der Bergriff Sexual'leben' im zweiten Teil des Wortes eigentlich noch gerechtfertigt, souverän von Spielrunde zu Spielrunde behauptet. Fussball schlägt sich wacker, wäre aber ohne 'Hoffenheim : FCB' auch schon nicht mehr dabei.
Je schneller die wilde Hatz um die letzten Plätze, desto mehr verdichtet sich das 'Zen'trum des Ringel - Reihens zur meditativen Zone, die sich gleich der von aussen betrachteten Narbe eines schnell drehenden Speichenrades, langsam gegen die Laufrichtung zu drehen scheint. In dieser Mitte findet man Ruhe und kann die Zeit ein wenig rückwärts laufen lassen. Substanzloses Gedankengut, das in der schnellen Aussendrehung haltlos wegfliegt, gibt den Raum frei für die Schwergewichte, die ihrerseits ins Zentrum drängen und gleich einer Zentrifuge in der langsamen Innendrehung als Frage oder Einsicht eine neue Gestalt annehmen.
War mein Leben schon immer so? Seid wann komme ich eigentlich nicht mehr zur Ruhe? Huch! Meine Kinder sind ja schon erwachsen. Weshalb arbeiten wir uns eigentlich alle kaputt? Und für wen? Reden die Menschen noch miteinander, oder wird nur noch geprochen, telefoniert, gemailt, gechated und gesimst?
Werde ich noch geliebt? Liebe ich noch?
Liebe braucht Zeit!
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Ja und was wenn nicht? Krieg ich dann meine Zeit zurück, oder aber ist all die Zeit die ich jetzt zu sparen hoffe, genau 'die' Zeit die mir am Ende fehlt?
Dreh doch endlich mal einer am Rad! Nein! Nicht noch schneller! Langsamer. Die älteste aller Weisheiten. Wenn ich zu stolpern drohe muss ich langsamer rennen, laufen, gehen, stehen und mich umschauen. 'Eine flüchtende Herde' ist es was ich sehe, wenn ich aus der schmerzenden, ruhigen Mitte auf unser Land schaue.
Politik und Führung.....! Gross-koallierte Lemming Dame aus Mecklenburg Vorpommern sucht Volk für gemeinsamen Klippensturz! Herr Profalla hat zwar einen schönen Namen, isst aber jeden morgen eine Scheibe Brot, dick bestrichen mit 'beleidigter' Leberwurst. Der deutsche Mittelgebirgs Vulkanier Franz Spock-Müntefering ist zwar wieder an Bord der Enterprise, war aber zu lange nicht auf der Kommandobrücke um einen gekonnten Neustart hinzulegen. Ein 'Stein'meier macht noch keinen Berg an dem nach der grossen Krisensintflut eine Arche Nova festmachen könnte und die saarländische Lafontaine sprudelt aus dem Herzen doch eher Champanger als neue Ideen. Wäre sie grün 'Kühn' wäre es wohl der eigene 'Ast' an dem sie sägen würde. Die Farbe Gelb steht nicht länger nur für die FDP, sondern auch für das neidverzerrte Antlitz ihres Pützchen'wellen' schlagenden Vorsitzenden und einzig und allein ein Kurt Beck, in alter körperlicher Verfassung, könnte als Rettungsboje für ein paar dutzend Mittel-Strom-Schwimmer herhalten, die jetzt statt rot nur noch schwarz sehen.
Anstatt unsere kreativsten Ideenfinder, unsere grössten Forscher, unsere solidesten Handwerke, Bauern und Geschäftsmänner, unsere besten Lehrer und den begabten Nachwuchs zu fördern, macht man uns stattdessen Angst um unser Auskommen und somit gefügig. Der Blick der Nation und ihrer Führer zielt in den Tunnel. Das vielversprechende, segensspendende Licht am Ende des selbigen ist schon gesichtet und wird allenthalben als neuer Sonnenaufgang gepriesen. Alles was von uns verlangt wird ist die Muße und Geduld zum Wohle 'Aller' noch ein wenig auszuhalten. Selbst wenn es uns die Familie, die Gesundheit, den sozialen Teil der Marktwirtschaft und zu guter letzt sogar die Hoffnung rauben könnte.
Doch Vorsicht! Das leuchtende Licht am Ende des Tunnels könnten auch die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Zuges sein.
Was bleibt? Nun ja, ein kleiner Reim.
Auf dem letzten Stuhl sitz ich allein und schaue in die Welt hinein.